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In welchem Land leben wir?


Als Vorstandsmitglied haben Sie den Überblick und die Möglichkeit, Dinge in unserem Unternehmen aus einem anderen Blickwinkel zu sehen, als ich dies tue.

Seit einigen Monaten befinde mich in einer Krise. Ich bin auf der Suche nach meiner Identität in meiner Firma Deutsche Telekom. Wer bin ich? Zu wem gehöre ich? Bin ich ein Leiharbeiter oder doch noch ein Mitarbeiter der Telekom? Die Firmengrundsätze sind auch für mich gültig?

In Ihrer Datenbank globales Adressbuch Outlook haben Sie einen Eintrag mit meinem Namen, aber  Mails an diese Adresse kommen mit dem Hinweis „Unzustellbar, Empfänger konnten nicht erreicht werden, der Name des Empfängers wurde nicht erkannt“ zurück. Ebenfalls führt die angegebene Telefonnummer ins Leere. Von etlichen Mitarbeitern in Ihrem Hause wird mir angetragen, dass ich nicht erreichbar sei. Seit über einem Jahr versuche ich vergeblich diesen Misstand zu beenden. Vielleicht erklärt auch diese Tatsache, dass mir auf mein Schreiben an CCPM, PSC vom 20.12.2004 bis heute noch keiner geantwortet hat. Als ich noch aktiv im Vertrieb der T-Com tätig war, sprach man von externen und internen Kunden. Bei Ihrem derzeitigen Kundenversprechen haben Sie die internen offensichtlich ausgeklammert.

Am 26. November habe ich mich für ihr Buch “ Personalstrategie“ interessiert, um hinter das Geheimnis des Grinsens zu kommen, zumal es für Konzernmitglieder zu günstigeren Konditionen, durch Anklicken eines entsprechenden Button im Intranet zu bestellen sei.
Der Button fehlte, so schickte ich ein Mail und erhielt die Antwort: „Ihre Anfrage wird zurzeit von uns bearbeitet. Bitte haben Sie ein wenig Geduld.“ In Geduld übe ich mich in dieser Sache immer noch.
Vielleicht erinnern Sie sich an mein Mail von letztem Jahr, in der ich Ihnen schilderte, dass mich ihre T-Mobile-Tochter mit der Bezeichnung als „Externer“ diskriminiert. Der Geist von T-Spirit ist hier schwach und blass. Bevor ich  einem Führungsmitglied zutraue die gemeinsam verzapften Regeln vorzuleben,  kann ich mir eher geistig den ausgestreckten Mittelfinger verdeutlichen.  Bei einer betriebsinternen Veranstaltung wurde ich von der Security, mit der Bemerkung dass ich kein Mitarbeiter von T-Mobile bin, abgewiesen.

Bin ich nur noch ein Schatten?

Wenn es aber darum geht mich schlechter zu stellen bin ich wieder dabei.

Sie waren einmal Richter und ich frage mich, mit welchem Rechtsverständnis Sie den Herrn Bundeskanzler dazu bewegt haben, der Änderung des Postpersonalrechtsgesetz zuzustimmen. Eine Wochenarbeitszeit auf 34 Std. abzusenken und durch den Wegfall der Sonderzuwendung zu kompensieren mag für Sie praktikabel erscheinen, aber wann haben Sie das letzte Mal verängstigt in Ihren Briefkasten geschaut und gehofft, dass die jährliche Strom-, Wasser-, oder Gasabrechnung noch nicht geschrieben wurden. Besonders ärgerlich für mich, hier hat mich Ihr Rundumschlag voll getroffen, obwohl ich nicht in dem Boot der 34 Std. - Wo. sitze und nach wie vor meine 38 Stunden in der Woche leiste. Und während ich als „Leiharbeiter“ bei T-Mobile tätig bin, werden feste Arbeitsplätze ausgespäht, die abgebaut werden können. Ein Feingefühl  gegenüber der langjährigen Belegschaft wird hier in keiner Weise vorgebracht. Sollte mich hier der Frust und Hass des Stammpersonals gegenüber den Leih-, Zeitarbeitern und Consulter  persönlich treffen, so behalte ich mir rechtliche Schritte gegen Sie vor.

Zehn Jahre Telekom ist für Sie ein Fest zum feiern. Ich habe 35 Jahre hier gearbeitet und mir ist nicht nach feiern. In den zehn Jahren, die Sie Feiern, wurde die Kommandobrücke der Telekom immer weiter ausgebaut. Sie haben den Proporz mit Herrn im feinen Zwirn drastisch angehoben und mit jeder neuen Nase kommen neue Ideen an Bord. Außenstehende könnte das Gefühl verleiten, die Herrn in schwarz drehen mal hier am Rädchen, drücken mal dort am Hebelchen und spielen so ohne besondere Motivation an der Steuerkonsole auf der Brücke. Ein schier grenzenloser Pool an Beratern wird aus dem Hut gezaubert, die mit Rat und Tat zu Seite stehen und dafür deftige Rechnungen schreiben. Es zeigen sich immer kürzer werdende Phasen zur nächsten Umstrukturierung und Neuausrichtung.  Es werden neue heroische Parolen ausgegeben, von „Konzernrichtlinien“ und „Unternehmensziele“ zu T-SPIRIT, Kundenversprechen, sowie Save for Growth, die einzig und allein einen besseren Listenplatz im Hinblick auf die „Nachhaltigkeit“ (für Normalos unverständlich) garantieren sollen.
Sagen Sie mir ehrlich wo auf Ihrer Liste im Ranking der Kunde, das Personal und die Aktienkurse stehen. Sehr geehrter Herr Klinkhammer, Sie treffen Ihre Personalentscheidungen mit der Macht von Thors Hammer aus einer Position der Stärke, aber wo bleibt die Vernunft? Sie haben auch einen Eid geleistet und ich hoffe es war für Sie nicht nur eine Formalität. Ich habe mich auch vor vielen Jahren zur Treue verpflichtet, der ich mich immer noch verbunden fühle. Ich bin stolz auf die Leistungen die unsere Firma in den letzten Jahren vollbracht hat. Es waren die Menschen vor und hinter dem Tresen, die Vertrauen zu einander gefunden hatten. Ich fühle mich als einen Teil des Ganzen. Aber das Personalkarussell wird inzwischen so rasch gedreht, einige rutschen herunter und verschwinden, Gott sei Dank, hinter einer praktischen Mitarbeiterklappe (Vivento). Ein großer Teil irrt desorientiert umher und wird mit neuen Parolen gebrieft, von Männern in schwarzen Anzügen, die Angst und Betroffenheit signalisieren. Die Farbe Schwarz ist nun mal eine Farbe der Trauer und in unserem Wirtschaftsgefüge ist es geschickter, wenn jemand seine Weste nicht Weiss reinwaschen kann, mit der Schönfärberei zu beginnen, und die Farbe Schwarz hat Aussicht  die größtmögliche Deckung zu erreichen. In diesem Umfeld wird mal die eine und dann wieder eine andere Richtung focusiert. Und so bietet Ihnen dieser zick, zack Kurs die besten Voraussetzungen den Eisberg mit unserer T-tanic auch wirklich zu treffen! Nun frage ich mich, wer dies verantworten will?  Und sollte tatsächlich der Kahn mal längere Zeit in einer Richtung unterwegs sein, so rufen Sie nicht gleich Hurra, es kann auch sein, dass die  Maschinisten bereits durch die Mitarbeiterklappe verklappt wurden und die Weisungen keine Ohren mehr finden.

Solange in unserem Lande die Bedeutung für „Verantwortung übernehmen“ heißt die Hand nach einer Abfindung ausstrecken, und nicht in den Knast wandern, werden sich mehr und mehr finden, die verantwortungslos Verantwortung übernehmen wollen.
 


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